Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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Ix. Jas Mrd.
(D. I. 1, 120.)
1. Das Pferd als Haustier. Als Zug- und Reittier ist das Pferd dem Menschen im Frieden wie im Kriege unentbehrlich geworden. Wir finden es in allen Weltteilen, nur in den heißesten und kältesten Gegenden kommt es nicht gut fort. Große und schwere Pferde benutzt man als Lastpferde, schlank gebaute zum Reiten.
2. Körperbau. Als Reit- und Wagenpferd benutzen wir das Pferd wegen seiner edlen Gestalt und besonders deswegen, weil sein Körperbau es zum Rennen geeignet macht. Die Beine sind lang und leicht, dabei aber sehr kräftig. Die Vorderbeine stehen aufrecht wie Säulen, die Hinterbeine sind geknickt, weshalb auch das Pferd imstande ist, große Sprünge auszuführen. Es berührt den Boden nur mit einer Zehe, nämlich der vollkommen ausgebildeten Mittelzehe. Das letzte Glied derselben ist von einem festen Hornschuhe, dem Hufe, umschlossen, mit dem das Pferd sicher und leicht auftritt, und zwar mit dem Rande. Diesen Rand schützt der Mensch dadurch vor Abnutzung, daß er ihn mit Eisen beschlägt. Nur das Pferd kann sich dauernd auf den Beinen erhalten und sich im Stehen ausruhen. Auch sind nur wenige Tiere imstande, solche Lasten zu ziehen und zu tragen wie das Pferd. Der feste, sanft gebogene Rücken bietet dem Menschen einen bequemen Sitz. Im Schritt, Trab und Galopp trägt es den Reiter dahin.
3. Das Pferd, ein Pflanzenfresser. Das Pferd nährt sich ausschließlich von Pflanzen und Pflanzenstoffen. Wildlebende Pferde verzehren besonders Gräser, während das im Dienste des Menschen stehende Pferd auch Hafer, Häcksel und Brot frißt. Die großen Schneidezähne sind schräg nach vorn gerichtet. Im Ober- und Unterkiefer sitzen je*6 Schneidezähne. Die mit den Schneidezähnen erfaßte Nahrung wird von den Backenzähnen fein zermahlen. Diese haben breite Kronen, deren Oberfläche von geschlängelten Falten durchzogen sind. Den Unterkiefer bewegt das Pferd hin und her, nicht auf und ab wie Katze und Hund. Eckzähne besitzt es entweder gar nicht, oder sie sind sehr klein. In die Lücke zwischen Schneide-und Backenzähnen legt der Mensch dem Pferde den Zaum.
4. Waffen des Pferdes. Gegen die Raubtiere verteidigt sich das Pferd mit Vorderzähnen und Hufen. Vor Fliegen und anderen Insekten schützt es sich durch Schlagen mit dem Schweife und mit den Beinen sowie durch Zucken mit der Haut. (Warum darf dem Pferde der Schweif nicht verkürzt werden?)
5. Geistige Eigenschaften des Pferdes. Das Nferd ist nicht nur der gehorsame Diener des Menschen, sondern auch ein treuer Freund seines Herrn. Es ist willig und ausdauernd; es versteht den Zuruf des Führers, kennt Lob und Tadel, lernt Trommel- und Trompeten-
Weltkunde I /»
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3. Spartanische Einrichtungen. Die Ländereien verteilte Lykurgus gleichmäßig unter die Bürger. Jede spartanische Familie erhielt ein gleich großes Grundstück, das hinreichend war, sie Zu ernähren. Dieses Grundstück durfte nicht verkauft werden, sondern vererbte sich vom Vater auf den ältesten Sohn. Daher konnte es in Sparta keine Reichen und Hrmen geben, und das Volk blieb frei von den Übeln, welche übermäßiger Reichtum und drückende Armut erzeugen. — Lykurgus verbot auch den Besitz von Silber und Gold und führte eisernes Geld ein. Dieses war so groß und schwer, daß man Zur Aufbewahrung von wenigen hundert Mark nach unserm Gelde einen großen Platz im Hause nötig hatte und zum Fortbringen einen ganzen Wagen. Durch diese Einrichtung wurden manche verbrechen verhindert: Diebstahl war kaum möglich. Aber auch der Handel wurde dadurch gelähmt und nach dem Huslande ganz verhindert. Ein solcher Verkehr mit andern Ländern sollte überhaupt nach Lykurgs willen 9ar nicht bestehen; darum verordnete er, daß sich kein Fremder längere Seit in Sparta aufhalten und kein Spartaner ins Ausland reisen dürfe, damit nicht fremde Sitte und Üppigkeit im Volke (Eingang fänden; denn bei den Spartanern sollte in allen Stücken die größte (Einfach-heit und Mäßigkeit herrschen.
4. Die schwarze Suppe. Der Schwelgerei wirkte Lykurgus meisten durch (Einführung der gemeinsamen Mahlzeiten
Entgegen, an denen alle Männer, auch die Könige, teilnehmen mußten, ittuner fünfzehn an einem Tisch. Da gab es sehr einfache, derbe Host. Das Hauptgericht war die schwarze Suppe, bestehend aus ^chweinefleischbrühe, Blut und Essig. Ein König in Asien, der viel tion dieser Suppe gehört hatte, trug verlangen, sie zu kosten. Er liefe Ritten spartanischen Koch kommen, der sie ihm bereitete. Aber sie wollte tytit nicht schmecken, „hab’s mir gedacht," sagte der Koch, „unsere Suppe schmeckt nur denen gut, die sich im (Eurotas gebadet, sich tüchtig ^gestrengt und gehungert haben."
5. Lykurgs Edelmut. Man kann sich leicht denken, daß vornehmen und reichen Spartanern diese (Einrichtungen nicht betagten. Sie haßten daher Lykurg und vertrieben ihn eines Tages ver wildern Geschrei und mit Steinwürfen vom Markte. Lykurgus H einem Tempel zu, um sein Leben zu retten. Aber ein junger Mensch eilte ihm nach und schlug ihm mit dem Stocke ein Auge aus. ^kurgus kehrte sich ruhig um und zeigte dem Volke sein blutiges ^sicht. ftq ergriff Scharn und Reue die Aufrührer, und sie lieferten
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Extrahierte Ortsnamen: Sparta Lykurgs Sparta Asien
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mals in Einigkeit jo heldenmütig für ihr Vaterland gefochten hatten, kehrten jetzt mit haß und (Erbitterung ihre Waffen gegen sich selbst, hier standen die Rthener, stolz auf ihre Seemacht, durch die sie die Herrschaft über ganz Griechenland zu erringen dachten; dort die kriegstüchtigen Spartaner mit ihren Verbündeten, die das übermütige Athen von seiner höhe herabzustürzen suchten, voll Blut und Grausamkeit, Land und Städte verwüstend, wogte der Krieg hin und her. Gleich nach seinem Beginn kam schweres Unglück über Athen: eine gräßliche Pest brach aus und raubte unzähligen Menschen das Leben, fluch der große Perikies starb (429), und nun fehlte dem athenischen Volke der kraftvolle kluge Leiter, dessen es bedurfte. Unordnung und Zuchtlosigkeit riß ein; haltlos schwankte die wankelmütige Menge hierhin und dorthin. (Eine Zeitlang ließ sie sich von einem Manne leiten, der danach strebte, an des Perikles Stelle zu treten: von fllcibtädes.
2. Der Zunge Mcibiades. stlcibictdes stammte aus einem vornehmen und reichen Geschlechte, war mit Perikles verwandt und zog durch die Schönheit feinen. Gestalt und seinen lebhaften Geist aller flugen auf sich. Doch war er sehr eitel und leichtsinnig; Übermut und unmäßiger (Ehrgeiz konnten ihn zu den verwegensten Dingen fortreißen. Schon in seinen Rinderjahren erregte er durch die Keckheit und Heftigkeit seines Wesens Bewunderung. (Eines Tages spielte er mit andern Knaben Würfel auf der Straße und war gerade am Wurf, als ein wagen daher gefahren kam. „warf ein wenig!" rief er dem Suhrmanne zu. Der aber achtete nicht darauf und fuhr weiter. Da warf sich Hlcibiodes quer vor die Pferde hin und sagte: „Nun fahre zu, wenn du willst." Der Fuhrmann mußte halten, bis der kecke Knabe feinen Wurf getan hatte. — His Jüngling wettete er einmal mit einer lustigen Gesellschaft, daß er einem alten angesehenen Manne auf offener Straße eine Ohrfeige geben wollte. (Er tat’s und lief davon. Jedermann war empört über eine solche Frechheit. Hm andern Tage jedoch ging fllctbtades zu dem Riten, bat ihn demütig um Verzeihung und entblößte seinen Rücken, um die wohlverdienten Geißelhiebe zu empfangen. Der Greis verzieh ihm und gewann den schönen Jüngling bald so lieb, daß er ihm seine Tochter zur Frau gab.
3. aictbictöcs sucht Aufsehen zu erregen. Durch solche mutwilligen Streiche machte sich Rlcibiades zum Stadtgespräch, und das wollte er eben. Einst kaufte er um eine ungeheuere Summe einen wunderschönen Hund. Ganz-Rthen sprach von dem prächtigen Tiere.
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dem Kaiser zu Zützen. Der aber hieß sie freundlich ausstehen und befahl ihr zur Strafe nur, die Geschichte vor den Anwesenden zu erzählen.
6. Der überführte Dieb. Xüie klug Rudolf als Richter zu verfahren wußte, zeigt folgende Begebenheit. In Nürnberg trat ein Kauf» Mann mit einer Klage gegen einen Gastwirt vor den Kaiser. „Ich habe dem Wirte", sagte er, „einen ledernen Beutel mit Gold gefüllt in Verwahrung gegeben; er leugnet aber den (Empfang des Goldes und will es nicht mehr herausgeben." Der Wirt, ein angesehener Mann in Nürnberg, erschien zufällig desselben Tages mit andern Abgeordneten der Stadt vor dem Kaiser. Rudolf, leutselig, wie er war, unterhielt sich mit einem jeden, und auch den Wirt fragte er nach Hamen, Gewerbe und Zamilie. Dann, wie von ungefähr, fuhr er fort: „Sieh, du hast ja einen prächtigen neuen Hut, wie ich nie einen besessen habe. &ie wär' es, wenn wir tauschten? Du erhältst freilich nur einen alten W, aber den Hut des Kaisers, und ich bekomme bei dieser Gelegenheit eitten neuen, der mich keinen Heller kostet." Natürlich ging der Wirt auf den Tausch ein. Rudolf aber ging hinaus und sandte einen Bürger 3u des Wirtes $rau, der zeigte ihr den Hut ihres Mannes und sprach: "Sehet, von wem ich komme. Ihr sollt mir für den (Eigentümer dieses Hutes sogleich den ledernen Beutel mit dem Golde übergeben." Die Stau, die keine List ahnte, gab ohne Bedenken den Beutel her. Ris der Kaiser das Gold empfangen hatte, wurde der bestohlene Kaufmann gerufen und mußte die Anklage wiederholen; der Wirt leugnete hartnäckig. Da zog Rudolf den Beutel hervor und fragte den Wirt finster anblickend: „Kennst du diesen Beutel ?" Darüber erschrak der Dieb 5)cftig( fiel auf die Knie nieder und bat um Gnade, mußte aber für leine Schalkheit am Galgen büßen.
7. Rudolfs Tod. Achtzehn Jahre lang hat Rudolf das Deutsche Reich beherrscht. Nach Italien zog er nie. Er verglich das Land, in oem so viele deutsche Kaiser nutzlos gekämpft hatten, mit der Höhle des Löwen, in die viele Spuren hinein, aber wenige herausführen. Dagegen wirkte er mit Kraft und Weisheit für Deutschlands Wohlfahrt bis zu feinem Ende. (Eine treue Stütze besaß er in seiner Gemahlin Gertrud. (Er hatte drei Söhne und sieben Töchter; sein Familienleben war heiter und glücklich. Rls Rudolf, ein Greis von
3ahren, seinen Tod nahen fühlte, wollte er nach Speyer eilen, um °*t an der Grabstätte der Kaiser zu sterben. Schon dem Ziel nahe, ^erschied er; die Leiche wurde in den Dom zu Speyer gebracht. Das eutsche Volk ehrt noch jetzt das Andenken dieses trefflichen Kaisers.
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolfs Rudolf Rudolf Gertrud Rudolf Rudolf
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Märkten, in Kirchen und Wirtshäusern stellte er sich mit zwei Kasten hin: im einen waren die Settel, im andern das gesammelte Geld. „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt," pflegte der Ablaßkrämer auszurufen, haufenweise lief das unwissende Volk ihm zu und kaufte sich Ablaß. (Einmal freilich wurde ihm sein Handel übel vergolten. (Ein Ritter trat auf ihn zu und fragte: „Kann man auch Ablaß haben für Sünden, die man erst künftig begehen wird?" „Gewiß," lautete die Antwort. „Nun, ich habe vor, jemand auf der Landstraße zu berauben," fuhr der Ritter fort. „(Ei," sagte Tetzel, „einen solchen Zettel müßt Ihr teuer bezahlen." Der preis wurde entrichtet, und der Ablatzkrämer fuhr bald darauf mit seinem schweren Geldkasten ab. Als er in einen Wald kam, sprengte plötzlich ein Ritter mit mehreren Knechten auf ihn ein, hielt den wagen an und nahm den vollen Kasten weg. Tetzel verfluchte den Räuber in den Abgrund der Hölle; doch dieser zeigte ihm lachend den Ablaßzettel mit den Worten: „Kennst du mich nicht mehr?"
2. Die Thesen. Als Tetzel auch in der Nähe von Wittenberg sein Wesen trieb, ward Luthers frommer Sinn darob tief entrüstet. Sah er doch, wie das Volk im vertrauen auf den Ablaß ganz leichtfertig wurde; hörte er doch, wenn er zu ernster Buße mahnte, die trotzige Rede: „Vas brauchen wir nicht, wir haben uns ja Vergebung der Sünden erkauft." Da fing Luther an, frei und kräftig gegen den Unfug zu predigen. Damit noch nicht zufrieden, schlug er an die Schloßkirche zu Wittenberg 95 Sätze (Thesen) an (31. Oktober 1517). 3n diesen erklärte er, daß der Ablaßhandel ganz gegen die heilige Schrift sei, daß niemand außer Gott die Macht habe, Sünden zu vergeben, und daß allein herzliche Reue und Buße zur Vergebung führen könne, hiermit hat das Reformationswerk begonnen.
3; Lossagung vom Papste. Luthers Sätze machten gewaltiges Aufsehen. Jedermann las sie mit Begierde. 3n wenigen Wochen waren sie durch ganz Deutschland, ja bald durch ganz (Europa in vielen tausend Abdrücken verbreitet. Allerorten sprach man von dem mutigen Mönche in Wittenberg. Sobald der Papst von diesem Bewegung hörte, befahl er, Luther solle in Rom erscheinen, um sich 3u verantworten. Aber sein Landesherr, der Kurfürst Friedrich der w e i j e von Sachsen, hatte den frommen und freimütigen Mann so lieb gewonnen, daß er fest erklärte: „Ich lasse es nicht zu, daß man den Doktor Luther nach Rom schleppt. Man mag ihn in Deutschland verhören." Das geschah denn auch. Der Papst schickte einen Gesandten,
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Extrahierte Personennamen: Tetzel Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Wittenberg Luthers Deutschland Europa Wittenberg Rom Sachsen Rom Deutschland
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den ihm der Hat von Wittenberg geschenkt hatte. Rüerorten lief das Volk zusammen, um den kühnen Mönch zu sehen, der gewagt hatte, es mit dem allgewaltigen Papste aufzunehmen. Rls er sich der Stadt (Erfurt näherte, kam ihm ein langer Zug Menschen zwei Meilen weit zu Pferde und zu Fuß entgegen, und in der Stadt konnte der Wagen vor (Bedränge kaum von der Stelle. 3n (Eisenach wurde Luther krank; doch noch ehe er sich ganz erholt hatte, reiste er weiter. „Herr Doktor, zieht nicht fort," riefen ihm die Leute zu; „man wird (Euch zu Worms gewiß flugs zu Pulver brennen." Aber er antwortete herzhaft: „wenn sie gleich ein Feuer machten zwischen Wittenberg und Worms bis an den Himmel hinan, so will ich doch, weil ich gefordert bin, im Hamen des Herrn erscheinen, Christum bekennen und ihn walten lassen." Rk er endlich nahe bei Worms war, kam ihm ein Bote von einem Freunde entgegen, der ihn warnte: „Gehe nicht in die Stadt, dort steht es sehr übel." Luther aber sprach: „Und sollten zu Worms soviel Teufel sein als Ziegeln auf den Dächern, so wollte ich boch hinein." Unter gewaltigem Zulaufe des Volkes zog er dann in die Stadt: eine Menge von Reitern, die entgegengekommen waren, begleitete seinen wagen, und mehr als 2000 Menschen brängten ihm nach bis in die Herberge. Dort würde er von vielen Grafen, Herren und Rittern bis spät in die Nacht besucht und angesprochen. Ruch der junge Lanbgraf Philipp von Hessen kam, gab ihm die hanb und sagte: „habt Ihr Recht, Herr Doktor, so helfe (Euch Gott!"
3. Dor dem Reichstage. Rmfolgenbencage, 17.Rprill52l warb Luther vor die Reichsversammlung befchieben. Rls er durch den Dorhof kam, klopfte ihm der alte Kriegsheld Georg von Frunbs-berg (s. Nr. 30,3) treuherzig auf die Schulter und sag-te: „Mönchlein, Mönchlein, du gehest jetzt einen schweren Gang, dergleichen ich und mancher Oberster auch in der allererstesten Schlacht nicht getan haben-Bist du auf rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen nur fort und sei getrost, Gott wird dich nicht verlassen." Jetzt öffneten sich die Saaltüren, und Luther trat ein. Da stand er vor dem großen Kaiser und der ganzen edlen Versammlung der Kurfürsten, Herzoge, Grafen und Bischöfe des Deutschen Reiches. Ru er Rügen schauten auf ihn. Man zeigte ihm die Bücher vor, die er geschrieben hatte, und man fragte ihn, ob er sie für die (einigen erkenne und ob er sie widerrufen wolle. Die erste Frage bejahte er; wegen der zweiten bat er um kurze Bedenkzeit, weil die Frage den Glauben und die Selig* keil beträfe und es vcrmeßlich wäre, etwas Unbebachtes zu erklären.
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Hessen Philipp Luther Georg_von_Frunbs-berg
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wirkt. Ihr Sohn, der Kaiser Joseph Ii., folgte ihr als Beherrscher der österreichischen Staaten. (Er mar ein Bewunderer Friedrichs des Großen und strebte nach dem Ruhme, für Österreich das zu werden» was Friedrich für Preußen war. Ein Kriegsheld wie dieser ist er freilich nicht geworden; aber an menschenfreundlicher Gesinnung, on (Eifer für seines Volkes Glück war ihm selten ein Fürst gleich. Dtß Standesunterschiede achtete er sehr gering und suchte sie auszugleichen und aufzuheben. Mit besonderer Liebe nahm er sich des Bauernstandes an, den er von dem harten Drucke der Leibeigenschaft befreite. 3um Beweise, wie hoch er die Beschäftigung des Landmannes schätzte, trat er einst auf einer Reise zu einem Bauern, der auf dem Felde pflügte, ergriff den Pflug und ackerte selbst einige Furchen. Huch der Geringste im Volke durfte frei zum Kaiser kommen und mit ihm reden. Den bisher nur den vornehmen zugänglichen Augarten in Idien öffnete er allem Volke zur Belustigung und setzte über den (Eingang die Worte: „Allen Menschen gewidmet von ihrem Schätzer." Als sich einige feine Herren bei dem Kaiser beschwerten, daß sie nun kein Plätzchen mehr hätten, wo sie sich ungestört unter ihresgleichen vergnügen könnten, erwiderte Joseph: „Wenn ich nur unter meinesgleichen sein wollte, so müßte ich in die Kaisergruft der Kapuzinerkirche hinuntersteigen und dort unter meinen toten Ahnen leben."
2. Joseph und der Rmtntamt. Einst herrschte in Böhmen arge Teuerung, so daß viele Einwohner bittere Not litten. Da ließ Joseph Getreide nach Böhmen schaffen und reiste selbst hin, um 3u sehen, ob auch alles richtig und ordentlich verteilt würde. Unerkannt kam er in eine kleine Stadt, vor dem ctmthaufe hielten mehrere mit Korn beladene Idagen; die Bauern aber, denen die Wagen gehörten, standen dicht beisammen und sprachen heftig miteinander. Um die Ursache befragt, antworteten sie dem Kaiser: „hier warten wir schon sehr lange und haben noch einen Rückweg von acht Stunden." „D05 ist wahr," setzte der anwesende Amtschreiber hinzu, „und außer ihnen warten die (Einwohner des (Drtes seit mehreren Stunden vergeblich auf die Austeilung des Getreides." Der Kaiser, der nur einen einfachen Überrock trug, trat mit dem Schreiber in das Haus und sagte zu dem Amtmanne, der eben große Gesellschaft hatte: „Ich bin kaiserliche1' Offizier und möchte Sie ersuchen, die armen Leute drunten abzufertigen, die schon so lange gewartet haben." „Die Bauern können noch länger warten," versetzte der Amtmann, „ich werde mich durch sie nicht in meinem Vergnügen stören lassen." „Aber man muß doch menschlich
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Ii Friedrichs Friedrich Friedrich Joseph Joseph Joseph
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!ein und die Leute nicht ohne Not plagen." „Sie haben mir keine lehren zu geben, mein Herr; ich weiß, was ich zu tun habe." „Nun bettn," rief der Kaiser entrüstet, „so muß ich Ihnen sagen, Herr Amt= ^ann, daß Sie mit dem Korn und seiner Austeilung gar nichts mehr 3u schaffen haben. Sie sind von dem Kaiser, den Sie hier vor sich iehen, als ein Unwürdiger Ihres Amtes entsetzt. Die Verteilung aber besorgen Sie, Herr Amtschreiber; Sie sind von heute an Amtmann."
3. Joseph als Krzt. (Einer kranken armen $rau half der Kaiser als rettender Arzt aus ihrer Not. Ais er einst in einer Vorstadt ^iens spazieren fuhr, streckte ein kleiner Knabe seine Hände zu dem vornehmen Wagen empor und rief: „Ach, gnädiger Herr, gebt mir eitten Gulden!" Der Kaiser ließ halten und fragte den Jungen: -fi)ozu brauchst du denn so viel Geld?" Dieser antwortete: „Ich ^auch’s für den Doktor. Meine Mutter ist krank und hat mich fort= geschickt, einen Doktor zu holen. Aber keiner will für weniger als mitten Gulden kommen, und doch ist meine Mutter so sehr krank. Ach, lieber Herr, schenkt mir einen Gulden; ich will gewiß in meinem Leben nicht wieder betteln." Der Kaiser gab dem Knaben den verlangten ®ulden und ließ sich genau sagen, wo seine Mutter wohnte. Darauf fahr er vor das Häuschen der armen $rau, hüllte sich, um nicht er= ^Qtmt zu werden, in seinen Mantel und trat in die Krankenstube. "3ch bin der Arzt, den (Euer Kind gerufen hat," sprach er zu der Zanken, die schwach und bleich in dem ärmlichen Bette lag, und er* kündigte sich mitleidvoll nach ihrem Zustand. Dann schrieb er am Eisch einige Worte auf ein Stück Papier und sagte weggehend: „Da fab’ ich (Euch ein Rezept verschrieben, schickt es in die Apotheke; die ^Zttei wird (Euch gut tun." Als er kaum fort war, kam der Knabe
dem wirklichen Arzte. Die $rau wunderte sich nicht wenig, als *le einen zweiten Doktor sah, und der Knabe erzählte nun, was sich ^getragen hatte, und die Mutter auch. Der Arzt nahm das Rezept las es. „Der kann gut verschreiben," sagte er; „(Euer Arzt ist Kaiser gewesen, und sein Rezept ist eine Anweisung auf fünfzig Dukaten." Die Freude der armen Frau und ihres Sohnes war groß. j~Q$ Geld wurde richtig ausbezahlt, und bald erholte sich die Kranke, ihr jetzt die besten Arzneien und Speisen gereicht werden konnten, inbrünstigem Danke lobte sie Gott, daß er ihr in solcher weise tylfe geschickt hatte.
4. Josephs Absichten und (Erfolge. Kaiser Josephs Wehstes Bestreben war, seine Völker wahrhaft zu beglücken. Alte
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Extrahierte Personennamen: Joseph Josephs Josephs_Wehstes
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ihm zu, ob er toll sei. Aber der Deutsche lief weiter, seine Feldflasche in der Luft schwenkend. Das war dem französischen Offizier doch Zu seltsam; er ließ das Feuern einstellen und den Mann herankommen. Der keuchte die Worte hervor: „Mein Leutnant liegt im Walde! Schwer verwundet! (Er will Wasser. (Beben Sie mir etwas!" Der Offizier verstand ein wenig deutsch. (Er und seine Leute waren ge* rührt von dem Mute des treuen Gffizierburschen und riefen: „Braver Bursche, braver Bursche, das." Alle boten ihm ihre Flaschen an. (Erft als der deutsche Füsilier dankend im holze verschwunden war, nahm die Batterie ihr Feuer wieder auf.
4. Die Schlacht an der Lisaine. Überall geschlagen, wagten die Franzosen noch einen überkühnen versuch. (Ein großes Heer wandte sich nach Sübroesten, um den Rhein zu überschreiten und in Deutschland, zunächst in Baden, einzudringen. Ihnen konnte nur ein kleines Heer preußischer und badischer Truppen unter Führung des Generals Werder entgegengestellt werden, etwa 40000 Mann-Die Niederlage der Deutschen schien diesmal unvermeidlich; schon glaubten die Franzosen den Sieg in den Händen zu halten. Allein als sie den Gegner an dem zugefromen Flüßchen sisaine unweit Belfort angriffen, da stand die deutsche Heldenschar unerschütterlich und un# durchdringlich gleich einer Mauer. „Nicht durch!" lautete der deutsche Schlachtruf. Drei Tage lang dauerte die Schlacht (15. bis 17. Januar 1871). (Endlich mußte der Feind gänzlich geschlagen zurückweichen. Bald sah er sich durch neue heranrückende Preußenscharen jeden Ausweg auf französischen Boden versperrt; eine Waffenstreckung wie bei Sedan stand bevor. Da trat das französische Heer, 84000 Mann nti* Roß und wagen, auf das schweizerische Gebiet über und legte dort die Waffen nieder. Die letzte französische Armee war zum weiter* Kampfe unfähig gemacht.
87. Der Fall von Paris und der Zriede.
1. Der Fall von Paris. Nun leistete Paris Keinen Wider* stand mehr. Seit fünf Monaten war es eingeschlossen; alle Heere» von denen es Befreiung erwartet hatte, waren vernichtet. Jeder Versuch, durch Ausfälle den Kreis der Belagerer zu durchbrechen, war gescheitert. Immer stärker wurden die Verheerungen, welche die M den Festungswerken oder in der Stadt selbst einschlagenden feindlichen Geschosse anrichteten. (Endlich sah sich die pariser Bevölkerung vo»n Hunger bedroht. Schon aß man in der üppigen Stadt Pferde, Esel,
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Deutschland Baden Sedan Paris Paris Paris
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Stunde hatte geschlagen. 3m dritten Jahre drangen unter Führung _es längeren Scipio die Hörner in die Stadt, erkämpften unter furcht* barem Blutvergießen eine Straße nach der andern, plünderten die Mauser und steckten sie in Brand. Da ward das einst so reiche mächtige Zum wüsten Schutthaufen und sein Gebiet zur römischen
40. Roms (Entartung.
1. Roms Weltherrschaft und Littenverlerbnis. Den
^oßen Kämpfen gegen Karthago, welche die Hörner zuerst über die Grenzen Italiens hinausgelockt hatten, folgte eine Bethe von Kriegen 9e9en andere Völker. Die römische Macht wurde immer weiter aus* gebreitet. Bald waren auch Mazedonien und Griechenland unter» j?°rfen, und Kleinasien so gut wie Spanien gehorchte dem gewaltigen qerrschervolfce. Doch waren die vielen Siege keineswegs Horns Glück.
alte Sitteneinfalt ging verloren. Ittit den Schaden, die aus den , len eroberten Landern nach Rom flössen, kehrten auch alle Sünden nb Laster dort ein. hatten die alten Feldherren, wie Cincinnatus, *enn die Kriegsarbeit ruhte, sich nicht gescheut, hinter dem Pfluge her-zugehen und selbst ihre Felder zu bestellen, so schwelgten jetzt ihre Nachkommen in grenzenloser Üppigkeit. Der Ackerbau verlor seine Rchtung wurde Sklaven überlassen- niemand wollte mehr arbeiten, jeder *Ur genießen. Neben dem größten Reichtum herrschte die drückendste j^mut; denn je mehr sich die Inhaber der hohen Ämter im Staate versicherten, Paläste bauten und herrliche Landgüter erwarben, desto ^ehr geriet das niedere Volk in Dürftigkeit und mußte allmählich )Qu|er und Kcker verkaufen, verarmt und verkommen, war der große Kaufen für Geld zu allem bereit, was herrschsüchtige Menschen von tqm verlangten.
2. Oie Sklavenkriege. Das römische Reich litt aber noch einem andern schweren Schaden, das war das Sklavenwesen.
r* ganzen ctltertum hat man es nicht für Unrecht gehalten, daß der stärkere den Schwächeren zu seinem Sklaven machte: der Sieger den eliegten, der Gläubiger den Schuldner. Besonders die Römer liebten Rch von Sklaven bedienen zu lassen. Selbst die große Zahl der Negsgesangnen, die ihnen in ihren unaufhörlichen Kämpfen in die j)anöe fielen, genügte ihnen nicht; sie ließen sogar von Sklaven» wiölern, besonders in Kleinasien, ganze Städte und Landschaften u$rauben. Da wurden glückliche Familien auseinandergerissen, der titer hierhin, die Mutter dorthin verkauft; mancher in seiner Heimat
Karthago
Provinz.^
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